Das gestresste Herz
Der Autor – Prof. Dr. med. Dobos – ist Direktor der Klinik für Naturheilkunde und integrativer Medizin der Kliniken Essen-Mitte.
Immer mehr Menschen klagen über Herzbeschwerden. Herz-Kreislaufleiden zählen zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland.
Grund genug, einmal die Hintergründe zu beleuchten. Die meisten Herzinfarkte und Schlaganfälle könnten durch die Verbesserung des Lebensstils verhindert werden. Die gute Nachricht: wir können selbst etwas dafür tun! Was aber auch bedeutet: wir müssen etwas ändern – Stichwort: „Selbstfürsorge“.

Buch-Cover „Das gestresste Herz“ von Gustav Dobos. Bild: GOLDMANN Verlag.
In verschiedenen Kapiteln beleuchtet Prof. Dobos die Hintergründe und Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Blutfettwerte, mangelnde Bewegung, Stress und Psyche auf unser Herz. Beeindruckend, denn schon der Verzicht auf die gewohnte Zigarette halbiert das Risiko für einen Infarkt.
Wie sinnvoll ist unsere Apparatemedizin und was können Medikamente leisten? Die Anzahl an Stents, Kathederuntersuchungen und Gefäßerweiterungen ist in Deutschland besonders hoch und steht mehreren Studien zu Folge in keiner Relation zum Nutzen, besonders bei chronischen Erkrankungen. So liegt Deutschland beim Tod durch Herzerkrankungen im Vergleich zu den anderen EU-Ländern eher im Mittelfeld.
Da ist also trotz hoher Ausgaben im Gesundheitswesen Verbesserungspotential da. Hier setzt die Naturheilkunde in der Prävention und zur Unterstützung an und wird in der Klinik Essen-Mitte integrativ – also Hand in Hand – mit der Schulmedizin angewandt.
Ein eigenes Kapitel wird den „Frauenherzen“ gewidmet, denn leider verstärken sich in unserer emanzipierten Zeit auch die Herzerkrankungen der Frauen. Wie wirken Medikamente bei uns Frauen, welche Rolle spielen die Hormone, Stress,…? Die Gendermedizin steckt leider noch immer in den Kinderschuhen.
Ein in den USA entwickeltes Mind-Body-Programm wurde in der Klinik Essen adaptiert. Es werden verschiedene Disziplinen aus Sport- und Ernährungswissenschaften, Psychologie, Pädagogik und Neurowissenschaften zu einem 8-Wochen-Programm verbunden. Wissenschaftliche Beweise zur Wirksamkeit gibt es mittlerweile hinreichend. Dass sich bei 82% der Probanden beispielsweise die Arteriosklerose zurückgebildet hatte, ist schon beeindruckend. Oft reicht unsere Motivation für eine eigenverantwortliche Verhaltensänderung („Ordungstherapie“) nicht aus. Deshalb wird man mit kleinen Schritten herangeführt und muss dies auch mindestens acht Wochen konsequent umsetzen, da es so lange dauert, bis unser Gehirn begriffen hat, dass eine Veränderung im Gange ist und entsprechende Nervenzellverbindungen geknüpft werden. Es kann ein neues Verhalten „eingeübt“ werden. Danach wird es leichter und so selbstverständlich wie beispielsweise das morgendliche Zähneputzen.
In dem Buch wird eine modifizierte Anleitung des 8-Wochen-Programms vorgestellt. Dieses wird in drei Ebenen eingeteilt. So wird Einem der Einstieg in eine Veränderung leicht gemacht. Kleine Einheiten der Entspannung – von der Kneipp´schen Wasseranwendung über Atemtechniken, Meditationen und Fantasiereisen, sowie der Anregung zur Bewegung und Ernährungsumstellung mit Ideen durch Rezepte. Wichtig ist hier immer wieder die Selbstreflektion z.B. mit Hilfe eines Übungstagebuchs. Es geht nicht darum dogmatisch zu sein: wer nicht walken möchte, hat vielleicht mehr Spaß am Schwimmen. Es muss nicht Yoga sein, sondern vielleicht entspanne ich beim Waldbaden…
In meinen Augen ist das Buch angenehm und flüssig zu lesen. Der praktische Teil hätte gerne ausführlicher sein dürfen. Es vermittelt vielleicht auch nicht für alle Leser neues Wissen, ist jedoch eine fundierte Auffrischung und motiviert, sich frühzeitig um sein „Herz“ zu kümmern.